Montag, 17. November 2014

Chowanschtschina, 15. November 2014, Staatsoper

Die Premiere der wunderschönen Chowanschtschina hat uns musikalisch begeistert. Die Regie hat zwar ein unheimlich starken Beginn mit einem Gerüst, dass sich aufstellt und von dem die Asche der Toten fällt. Das Bühnenbild besteht aus zwei Hebebühnen hintereinander, auf denen je drei Plattformen übereinander angeordnet sind. Darauf und auf einem kleinen Aufzug im Vordergrund, treten alle auf, was für die die Chormassen sehr praktikabel ist. Allerdings wird dann fast nur statisches Stehtheater geboten. Dadurch kommen die Interaktionen zwischen den Sängern zu kurz. Am auffallendsten war es bei der Szene Emma -  Andrei Chowanski. Wie will er sie aus großer Entfernung vergewaltigen?? Dieses Szenario funktioniert nur am Beginn. Auch weil der Schreiber in dem Aufzug nur halb herauskommt! Gegen Schluss wird es banal, die persischen Tänzerinne ziehen sich bis auf die Unterwäsche aus (das ist ja okay) und auf ihren BHs steht etwas, das ab der dritten Reihe nicht mehr lesbar ist. Später gehen die Altgläubigen in Unterwäsche ins Feuer??? dabei schauen sie eigentlich nur lächerlich aus.


Kommen wir zum Positiven.


Musikalisch ist der Abend ein echter Reißer. Das Orchester spielt unter der Leitung von Semyon Bychkov auf wie man es sich wünscht. Die Sänger alle auf einem hohen Niveau. Feruccio Furlanetto strahlt als Chowanski Souveränität aus und kann seinen tiefen Fall glaubhaft darstellen. Ain Anger ist ein großartiger Dossifei, eine echte Überraschung wie er den Sprung zur großen Rolle geschafft hat, Elena Maximova bringt eine wunderbare helle und klare Stimme mit, die mit starker Ausdruckskraft der verschiedenen Anforderungen gerecht wird.
Dazu kommen noch Herbert Lippert, Andrzej Dobber, Norbert Ernst und Christopher Ventris. Für eigentlich kleine Rollen wirkliche Luxusbesetzungen. Erfreulich, dass so etwas möglich ist. Im Ensemble war wirklich keine Schwachstelle. Mir persönlich hat Caroline Wenborne nicht so gut gefallen, da ich offensichtlich Vibrato nicht hören mag (siehe auch Tannhäuser, Theorin).


Die beiden Chöre (Staatsoper, Slowakische Philharmonie) waren kaum zu übertreffen.


In Summe ein musikalisch grandioser Abend, die Inszenierung hoffentlich repertoiretauglich, in solcher Besetzung aber wahrscheinlich nicht immer zu hören.





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