Donnerstag, 30. April 2015

Don Pasquale, 29. April 2015, Staatsoper

Also in der ersten Vorstellung nach der Premiere. Der Klamauk hielt sich meiner Meinung nach in Grenzen. Die Inszenierung ist unterhaltsam und spritzig, die schauspielerische Leistung ausgezeichnet. Dazu wirklich tolle Sänger, allerdings brauchten sie (wie üblich) ein bisserl zum einsingen. Aber dann ein relativ hell klingender Bass vom köstlichen Michele Pertusi, ein wirklich komischer, eitler Alter. Alessio Arduini spielt und singt sehr gut. Diego Florez ist sicher einer der besten Donizetti-Tenöre, Valentina Nafornita mausert sich immer mehr, ihre Stimme ist voller geworden und ihr gutes Aussehen und ihre darstellerischen Künste sind Garanten für einen schönen Abend. Der Höhepunkt war das Duett der beiden im Schlußakt, traumhaft gesungen und die Stimmen passen sehr gut zusammen

Montag, 27. April 2015

Arcanto Quartett, 23. April 2015, Konzerthaus Mozartsaal

Ein außerordentlich gutes Quartett. Der Beethoven (op.95) hat mir noch nicht so gut gefallen, dann allerdings der Kurtág wesentlich besser. Nach der Pause ein grandioser Schumann op.41/1, herrliches Zusammenspiel und schöne Töne, sehr intensiv. Das Beste war die Zugabe, der langsame Satz aus Janáceks Quartett "Aus meinem Leben". Schade, dass sie nächstes Jahr nicht wieder im Zyklus spielen

Mittwoch, 22. April 2015

WSO, Ticciati - Tetzlaff, 21. April 2015

Zu Beginn das Schumann Violinkonzert. Leider habe ich einen großen Teil verschlafen. Tetzlaff spilete sehr schön mit einem herrlichen warmen Ton, der gut zu diesem, eigentlich recht fadem Konzert passt.
Nach der Pause die 4.Bruckner. Relativ langsam dirigiert, aber mit großer Spannung. Die Hörner und auch die anderen Soloinstrumente waren sehr gut.

Montag, 20. April 2015

Anna Bolena, 17. April 2015, Staatsoper

Nach dieser wunderbaren Elektra am nächsten Tag trotz Anna Netrebko eine enttäuschende Anna Bolena.
Es fängt mit einem furchtbar faden Dirigat von Andriy Yurkevych an.Daher hat das Ganze nicht gepasst und kam fast nie auf Touren. Das Unglück ging weiter mit einer schrillen, vollkommen überschätzten Ekaterina Semenchuk als Giovanna Seymour. Darstellerisch jedoch in Ordnung, weiters ein "Schmettertenor "Celso Albelo als  Riccardo Percy. Jetzt wird es aber besser: Margarita Gritskova sang nett den Smeton, Luca Pisaroni als König Heinrich VIII darstellerisch ein echter Herrscher und mit guter Stimme. Carlos Osuna als Sir Hervey sang grottenschlecht, Dan Paul Dumitrescu als Lord Rochefort sang herrlich mit samtener Stimme.


Anna Netrebko war wirklich die tragische Titelheldin, zu Beginn in der Höhe noch etwas schrill, lief sie dann aber in den großen Szenen´zu guter Form auf und sang den letzten Monolog sehr berührend. Sie wurde aber unter ihrem Wert geschlagen, da der Rest und vor allem der Dirigent nicht das entsprechende Umfeld bieten konnten.


Schade um die große Chance und ein echtes Ärgernis so ein Abend!

Freitag, 17. April 2015

Elektra, 16. April 2015, Staatsoper

Der Abend begann mit einer schlechten Nachricht: Nina Stemme hat abgesagt!
Ich muss aber resumieren, dass Linda Watson ein mehr als sehr guter Ersatz war. Sie sang hervorragend, ohne Schwächezeichen, klare Stimme, stets die Bühne beherrschend
Peter Schneider dirigierte eine sehr spannende Aufführung, er dürfte wesentlich besser gewesen sein als Mikko Franck. Schade, dass er nicht der Premierendirigent war.
Am besten hat mir Gun-Brit Barkmin als  Chrysothemis gefallen, herrliche Stimme, Anne Larsson als Klytämnestra war auch grandios, die Männer Norbert Ernst und Falk Struckman und vor allem (als Luxus) Wolfgang Bankl als Gefährte besonders gut. Die Dienstboten gewohnte Klasse.
Über die Inszenierung ein Mantel des Schweigens, habe auch aus der Proszeniumsloge nicht allzuviel gesehen
Eine wirklich besonders schöne und mitreißende Vorstellung.

Dienstag, 14. April 2015

Rosenkavalier, 12. April 2015, Staatsoper

Leider wird Elina Garanca den Octavian in Wien nie wieder singen, wie aus einschlägigen Kreisen. Sie war wunderbar, sängerisch wie schauspielerisch! Einfach perfekt!
Der ganze Abend hatte ein besonderes Flair, das neben tollen Sängern vor allem dem Dirigat von Adam Fischer geschuldet war. Er wird immer mehr zu einem meiner Lieblingsdirigenten in der Oper, souverän, spannend, sängerfreundlichst und mit unglaublichem Instinkt für den Charakter der Musik führte er alle durch den Abend. Das Staatsopernorchester konnte wienerisch aufspielen!
Die Sänger/Schauspieler waren wirklich hervorragend. Angefangen mit der Marschallin von Martina Serafin, so berührend die Solostellen im ersten Akt, eine herzige und klare Sophie von Erin Morley. Die drei Frauenstimmen ganz unterscheidlich und rollendeckend, daher die Ensembles ein Vergnügen. Die Männer großartig, Wolfgang Bankl ein wienerischter Ochs, Schmeckenbacher ein wunderbarer Neureicher.


Insgesamt fast die beste Aufführung der letzten Jahre . Meine Frau meint, dass jene im Oktober 13 mit der Flemming besser gewesen wäre.

Freitag, 10. April 2015

Ring des Nibelungen, März/April 2015, Musiktheater Linz

Hier reposte ich nur aus dem Neuen Merker Online:


Meine Frau stimmt mit der Kritik überein, ich bin ein bisserl kritischer.
Insgesamt eine schöne Produktion!


Der Oster-Ring“


Der vorletzte Komplettdurchlauf der Tetralogie in der Inszenierung von Uwe Eric Laufenberg am Landestheater Linz/ Musiktheater am Volksgarten – 31. März, 2., 5. und 8. April 2015


Unbenannt
v. l. n. r. beim Schlussapplaus der Götterdämmerung) zu sehen: Chang, Kutzarova, Griesmeier, Braun-Tietje, Clevemann, Gornik, Pesendorfer, Nebera. Foto: H&PHuber


  Wir haben die Drohung von Intendant Rainer Mennicken bei der Premierenfeier der Götterdämmerung vernommen: es ist anzunehmen, daß sich das Haus erst wieder in 10 – 15 Jahren das Wagner’sche Großunternehmen leisten wird können. Die letzten Aufführungen von Siegfried und Götterdämmerung wurden mit Wiederaufnahmen der ersten beiden Opern aus der Vorsaison so programmiert, daß noch drei komplette Zyklen entstanden, die dann auch als Kurzabonnements aufgelegt wurden; nur eine Extra-Götterdämmerung (am 25. April) wird es noch außerhalb davon geben. Also haben wir uns den ganzen Ring, nun innerhalb von 8 Tagen, noch einmal gegeben.


Der bei uns von den Premieren oder premierennahen Abenden her rührende Eindruck der Stärken und Schwächen der Inszenierung, die sich in der Verortung von einem Nomadenzeitalter bis in die vielleicht nahe Zukunft erstreckt, bleibt bestehen: Das Rheingold erscheint stringent und im wesentlich logisch gut durchdacht, die Walküre zeigt neben einem dramatischen ersten Akt gute Personenführung auch in den Szenen zwischen Wotan und Fricka bzw. Wotan und Brünnhilde, und als theatralischen Höhepunkt den makaber-unterhaltsam, gänzlich unheldisch inszenierten „Ritt“. Der Siegfried wirkt im ersten Akt dicht, nicht zuletzt durch den vorzüglichen Mime. Der Kampf mit dem Drachen wird aber verschenkt und durch unsinniges Beiwerk gestört; auch der dritte Akt zieht sich szenisch – nicht zuletzt, da Siegfried nicht einen Berg erklimmen muss, sondern nur einige Zeit auf einer vermüllten Ebene um die verwunschene Brünnhilde herumtapert; auch die am ersten Hauptabend eindrucksvolle Feuerwand ist deutlich verkommen und erweckt nicht den Eindruck, dass sie nur ein unbekümmerter Held durchbrechen könnte. Die Götterdämmerung wiederum ist sehr abgerundet und spannend gestaltet – nur der erste Akt würde sich etwas ziehen, wären da nicht die faszinierende Musik und eine starke Waltraute.


Die Besetzung erfolgte zu großen Teilen aus dem Ensemble, Gäste sind mit (G) markiert.


Die Rheintöchter (Claudia Braun-Tietje, Gotho Griesmeier, Valentina Kutzarova) kommen sowohl am Vorabend als auch in der Götterdämmerung stimmlich und darstellerisch vorzüglich zur Geltung. Bjørn Waag (G) ist ein stimmlich durchschlagskräftiger (merklich besser als im Herbst 2013), mitunter – als Hagens Alb-Traum – auch zur Lyrik fähiger und darstellerisch differenzierter, textdeutlicher Alberich.


Karen Robertson scheint in der Vorsaison ein Stimmproblem gehabt zu haben, das sie aber überwunden hat; jetzt schafft sie die Fricka mit kräftigem, nur wenig – und durchaus rollengemäß – metallisch unterlegtem Organ, und die gemäß Wagners Text nicht grundlose Bißgurn ist bei ihr auch schauspielerisch inklusive Artikulation gut aufgehoben. Der Wotan/Wanderer Gerd Grochowski (G) ist ein exakter und ausdrucksstarker Schauspieler, der seine fundierte Stimme mit noblem dunkelmetalligem timbre strömen läßt, dabei rollengemäß auch etwas müde und resigniert zu wirken versteht (freilich in Walküre und Siegfried sein gewaltiges Pensum ohne reale Ermüdung durchsteht); an wenigen Stellen (Einzug nach Walhall) wäre noch eine Kleinigkeit mehr Kraft zu wünschen, aber Herr Grochowski widersteht hier der Versuchung, über seine ohnedies guten Möglichkeiten hinaus zu forcieren. Nettes Detail am Rande: wenn er, als Wanderer mit Kopfbedeckung, den verdienten Applaus entgegennimmt, verneigt er sich nicht nur, sondern zieht vor dem Publikum (und dem Orchester) auch den Hut. Brit-Tone Müllertz erfreute uns als vorzügliche, lyrische und trotzdem kraftvolle Freia.


Michael Bedjai (G) ist ein wendiger und windiger Loge, eher auf (freilich stimmlich druckvollen) Sprechgesang ausgerichtet; Wagner hat hier exakt das Portrait eines „modernen Politikers“ entworfen, und Herr Bedjai setzt das sehr gut um. Zwei Tage später gelingt ihm der Siegmund nicht ganz so zweifelsfrei – die „Wälse“-Rufe kommen etwas verhalten, manchmal wirkt seine Stimme leicht belegt. Die Winterstürme läßt er jedoch gelungen lyrisch weichen, und das Wälsungen-Blut zum Finale des 1. Aktes blüht wirklich: sowohl bezüglich Lautstärke als auch mit dem gebührenden Schmelz!


Iurie Ciobanu absolviert seine kleine Rolle des Froh mit sauberem lyrischen Tenor. Donner ist für Seho Chang natürlich nur das „Warmlaufen“ für den Gunther, den er wie bei der Premiere vorzüglich auf die Bühne bringt, mit machtvoller Stimme und intensivem Spiel.


Fafner ist Nikolai Galkin mit solidem Bass, dem im Siegfried durch die Regie ein vorstellbarer eindrücklicherer Auftritt verwehrt wird. Dominik Nekel, dessen Stimme sich im Laufe der Jahre erfreulich in Richtung Profundität entwickelt, tritt als vorzüglicher Fasolt auf, mit merklich mehr Druck als 2013, und gibt auch einen schauspielerisch wie stimmlich eindrucksvoll „unguten“ Hunding.


Matthäus Schmidlechner wurde als Mime von der Kritik schon weithin gelobt und hat diese Einschätzung auch diesmal mit perfekter Stimme, klarster Artikulation und fein differenziertem Schauspiel glänzend bestätigt. Auch die unheimliche, archaische Erda der dunkel timbrierten Bernadett Fodor erregt berechtigte Begeisterung beim Publikum.


Sonja Gornik ist eine stimmlich und schauspielerisch eindrucksvolle Sieglinde; auch inmitten der Urgewalt der Götterdämmerungs-Partitur steht sie mit ihrem vorzüglich geführten dramatischen Sopran als Gutrune ihre Frau.


Die Brünnhilde an allen drei Hauptabenden ist Elena Nebera (G). Von allen Ring-Protagonisten ist sie die am ehesten diskussionsträchtige Besetzung. Ohne Zweifel ist ihre Stimme tragfähig wie höhensicher und zeigt nicht einmal in der Götterdämmerung Ermüdungserscheinungen. Wenn es aber in die tieferen Register geht, vor allem also in der Walküre, ist immer noch (freilich weniger als bei der Premiere im März 2014) Kehligkeit zu bemerken, die den Gesamteindruck doch schmälert. Die Diktion läßt ebenfalls, trotz einiger Verbesserungen, noch zu wünschen übrig. Ihr Vibrato wirkt sowohl in der Walküre wie auch im Siegfried etwas dick aufgetragen. Letzteres findet sich deutlich weniger in der Götterdämmerung – insgesamt auch diesmal wieder eindeutig ihre beste Leistung, da sie auch schauspielerisch eindrucksvoll agiert und merklich textdeutlicher singt.


Ihre Schwestern werden von den gut bei Stimme befindlichen Damen Ratzenböck, Braun-Tietje, Griesmeier, Kutzarova, Fodor, Handsaker, Raginskyté und Savchenko mit großer Spielfreude gegeben, unterstützt von einer im Programm nicht genannten stunt-Partnerin mit ihrem prachtvollen (Dunkel)Braunen als repräsentativem Walkürenpferd.


Der „freie, furchtlose Held“ Siegfried wird vom körperlich nicht unbedingt den gängigen Heldenklischees entsprechenden Lars Clevemann (G) dargestellt, wobei aber die Inszenierung darauf zugeschnitten ist und den Helden, der erst in der „Jetztzeit“ auftaucht, mehr als im Umgang mit dem Computer (die Formel für Nothung holt er sich aus dem Netz, und den elektronisch gesicherten Zugang zur Neidhöhle „hackt“ er sich mit einem tablet auf…) als in dem mit dem Schwert Geübten darstellt. Stimmlich läßt Herr Clevemann kaum einen Wunsch offen, und er weiß sein gutes Material auch strategisch richtig einzusetzen, sodass er im Finale des Siegfried die Liebe wirklich leuchten und den Tod wirklich lachen lassen kann, nach netto rund drei Stunden auf der Bühne. Gleiches gilt für die Götterdämmerung: eine saubere Leistung bis zum fatalen Stoß Hagens, auch als Schauspieler.


Waldvögelein Elisabeth Breuer brilliert mit entzückender Stimme, gekonntem Flötenspiel und passend flatterhafter Darstellung. Die Nornen bieten ein Wiederhören mit Karen Robertson und Britt-Tone Müllertz, die erste wird von Bernadett Fodor ebenso wie dann die Waltraute gesungen.


Albert Pesendorfer (G) schließlich ist ein schauspielerisch wie sängerisch rabenschwarz abgefeimter und bedrohlicher Hagen – besser verkörpert wird man die Rolle nicht so schnell sehen und hören können.


Chor & Extrachor des Landestheaters boten wieder, wie üblich, eine vorzügliche Leistung als Stimm- und als Schauspielensemble.


Dennis Russell Davis leitete alle vier Abende mit Umsicht und Präzision, ließ den Emotionen der großen Oper ihren Platz und den Sängerinnen und Sängern genügend Luft. Nachdem verschiedentlich Kritik an zu langsamen Tempi laut wurde (die wir schon bei den Premieren etc. nicht wirklich nachvollziehen konnten), haben wir uns noch einmal einige der gängigen Aufnahmen von Georg Soltis Wiener DECCA-Ring bis hin zur neuen Doppel-CD von Fabio Luisi mit der Philharmonia Zürich angehört: nein, die Tempi von Davis sind und bleiben für uns plausibel und liegen auch im direkten Vergleich beileibe nicht im langsamen Extrem.


Die rund 15 Stunden Nettospielzeit absolvierte das Bruckner Orchester wieder mit prachtvoller Klangentfaltung (besonders der Streicher) und Präzision – (kürzeste) „Patzer“ gab es nur sehr selten (am ehesten merkbar im Siegfried vor der Erweckung Brünnhildes und im ersten Tuba-Ensemble zu Beginn des Trauermarsches), andererseits wurde schwierigste Bläser-Stellen wie z. B. die Überleitung von Hagens Traum zur Ankunft der „Brünnhildenexpedition“ makellos, mit Bravour, absolviert.


Der Applaus erreichte immer wieder Begeisterungsniveau, besonders am Ende der Götterdämmerung – verdientermaßen, möchten wir resümieren.


 H & P Huber