Donnerstag, 6. Oktober 2016

Camerata Salzburg, Currentzis, 5. Oktober 2016, Konzerthaus

Vor dem Konzert gab es ein launiges Gespräch zwischen Matthias Naske und Shane Woodborne, Cellist und Geschäftsführer der Camerata Salzburg über Geschichte der Camerata und das heutige Konzert, hauptsächlich wurde über die Dirigenten gesprochen vor allem Sandor Vegh.


Dann ein wirklich spannendes und unkonventionelles Konzert. Zu Beginn ein ätherisches und esoterisches Siegfried-Idyll. Dann das 1. Beethoven-Klavierkonzert. Das Klavier war in der Mitte im Orchester aufgestellt, was einen intensiven Kontakt zwischen Dirigent und Pianisten ermöglichte. Alexander Melnikov schaut auch Teodor Currentzis meist sehr intensiv an. Es war eine extrem Wiedergabe, spannend und ausgewogen.
Nach der Pause eine wilde Italienische, herrlich!


Insgesamt war alles etwas anders, oft wurden Nebenstimmen, speziell die Holzbläser, lauter als üblich gespielt, sodass polyphonisch klang, ausgesprochen interessant


Teodor Currentzis dirigiert tanzend, aber sehr präzise und gibt sehr viele Einsätze, auch wie er es sich vorstellt





Noch die Kritik des Standard:

Teodor Currentzis und die Camerata Salzburg: Rasereien und Idyllen


Grieche begeistert im Konzerthaus mit außergewöhnlichen Klangerlebnissen

Wien – Nachdem das Saisoneröffnungskonzert von Teodor Currentzis und seinem Ensemble MusicAeterna im Konzerthaus kaum weniger als wahnsinnig schön, anrührend und aufregend gewesen war, war man natürlich gespannt, wie sich der Porträtkünstler des Hauses mit einem anderen Orchester tun würde. Würde der Grieche mit der Camerata Salzburg harmonieren und mit ähnlich außergewöhnlichen Klangerlebnissen verblüffen wie mit seiner Truppe?
Das tat er. Von einem Bein aufs andere hüpfend, mit den flatterhaften Bewegungen seiner langen Arme einem euphorisierten Albatros gleichend, erschuf Currentzis zuerst Wagners Siegfried-Idyll neu: licht und behutsam, in zarten Pastellfarben gemalt, mit Klängen, luftig wie ein Soufflé, transparent wie ein Schleier, schwebend wie der Duft eines Parfums.

Tendenz zum Feingliedrigen

Auch Beethovens erstes Klavierkonzert tendierte trotz aller Dynamik zum Feingliedrigen, atmete den Geist des Rokoko: alles so verspielt, geziert, so delikat hier! Solist Alexander Melnikov saß inmitten der Orchestermusiker mit dem Gesicht zu Publikum und Dirigent, und der Russe zeigte sich im Kopfsatz erst etwas überfordert vom Tempo, das Currentzis vorgab. In den Folgesätzen tendierte die Musizierweise Melnikows zum Manierierten, zu bipolaren Extremen: Auf verhuschte Läufe folgten grelle Akzente. Der 43-Jährige mühte sich um spontanes Musizieren, dem die Camerata flexibel folgte. Mit Brahms' versonnenem a-Moll-Intermezzo op. 116/2 bedankte sich Melnikow für den Applaus.
Pulsierend vital dann Mendelssohns vierte Symphonie: Die Holzbläser erinnerten zu Beginn mit ihren schnellen Achtelnoten an eine gackernde Hühnerschar. Nach der Eleganz und Grandezza des Kopfsatzes beeindruckte das Ende des langsamen Satzes, ein fahler Tanz der Geister. Currentzis' Interpretationen sind sinnlich, von theatralischem Geist durchdrungen und von tänzerischem Esprit geprägt. Der Finalsatz wurde zur irrwitzigen Raserei der Furien und der Luftgeister, zum Runterkommen gab's als Zugabe Kontemplatives: Arvo Pärts Psalom. Begeisterung. (end, 6.10.2016)



Camerata Salzburg
Alexander Melnikov, Klavier
Teodor Currentzis, Dirigent
Programm
Richard Wagner
Siegfried-Idyll (1870)
Ludwig van Beethoven
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 C-Dur op. 15 (1795-1798)
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Zugabe:
Frédéric Chopin
Prélude G-Dur op. 28/3 (1836-1839)
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Felix Mendelssohn Bartholdy
Symphonie Nr. 4 A-Dur op. 90 «Italienische» (1833)
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Zugabe:
Arvo Pärt
psálom (1991)

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